Auszüge aus dem Wortlaut des Pressedienstes der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Landeshauptarchiv Koblenz, anlässlich der Pressekonferenz am 08.03.2010 in Koblenz:

”  Foto von der Pressekonferenz von der BUGA Koblenz 2011 GmbH/Gandner

Von links: Prof. Dr. Stefan Weinfurter, Dr. Elsbeth Andre (Leiterin Landeshauptarchiv Koblenz – Landesarchivverwaltung RLP), Thomas Metz (Generaldirektor GDKE); Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, BUGA-Geschäftsführer Hanspeter Faas, Pfarrer Helmut Kusche (Pfarramt Herz Jesu), Pastoralreferent Kalle Grundmann (Kirche auf der BUGA 2011) sowie Hans-Dieter Gassen (Vorsitzender des BUGA-Freundeskreises).”

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”   „Große Geschichte am Deutschen Eck – Zeitzeuge St. Kastor“
8-teilige Vortragsreihe – Start 17. März 2010 in der Basilika St. Kastor

KOBLENZ (pm). „Große Geschichte am Deutschen Eck – Zeitzeuge St. Kastor“ lautet der Titel einer 8-teiligen Vortragsreihe, die Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig heute in der Geschäftsstelle der Bundesgartenschau Koblenz 2011 vorgestellt hat. Vom 17. März 2010 bis zum 23. März 2011 stellen namhafte Wissenschaftler das geschichtsträchtige Gotteshaus St. Kastor als Zeitzeuge in den Mittelpunkt ihrer Vorträge, um spannende und teilweise neue Einblicke in die Geschichte der Stadt Koblenz zu geben.

Diese Vortragsreihe in der Kastorkirche in Koblenz will die Basilika als Ort bedeutender staatspolitischer Entscheidungen ins Bewusstsein der Rheinländer und insbesondere der Koblenzer rücken. Das Gesamtprojekt steht im Zeichen der Leitidee „Koblenz neu entdecken“ der Bundesgartenschau Koblenz 2011, die auf Nachhaltigkeit setzt, und auch dazu einladen möchte, die Stadt Koblenz und ihre 2000-jährige Geschichte in all ihren Facetten kennenzulernen“, so Kulturstaatssekretär Hofmann-Göttig.

Die Vortragsreihe beginnt am Mittwoch, 17. März 2010, um19:00 Uhr in der Basilika St. Kastor mit einem Vortrag von Prof. Dr. Stefan Weinfurter zum Thema „’Staatsstreich’ von Koblenz 1138 – Die Staufer auf dem Weg zur Königswürde“. Der Vortrag erörtert die Frage: Wie gelangten die Staufer 1138 zur Königswürde? War es tatsächlich ein taktisch geschicktes Überrumpelungsmanöver, inszeniert vom Trierer Erzbischof Albero (1131/32-1152)? Die Stadt Koblenz und viele Wagenladungen köstlichen Moselweins spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Weitere Vorträge führen in das Jahr 1804, als der designierte Kaiser Napoleon begeistert in Koblenz empfangen wurde und ausgerufen haben soll: „Je suis heureux“ (Ich bin glücklich) (30.06.2010) oder in die Zeit von Kaiser Ludwig der Bayer (1314-1347), der vor dem Stift St. Kastor mit einer Proklamation die Neuordnung des Reiches eingeleitet hat (23.3.2011). Dass Privates und Politik auch in der Vergangenheit nicht immer sauber getrennt worden sind, zeigt der Vortrag zum Ehedrama König Lothars II auf anschauliche Weise (27.10.2010).
Die Basilika ist natürlich auch Zeitzeugin des 2. Weltkriegs, der Nachkriegszeit und damit nicht zuletzt auch der Entstehung des Landes Rheinland-Pfalz mit Sitz des Landtages in Koblenz (8.12.2010). Eine Rolle bei den Vorträgen werden auch der Katholizismus (26.1.2011) wie auch neue Erkenntnisse aus den Grabungsfunden im Zuge der Vorbereitung der BUGA spielen, die die frühe Stadtgeschichte in einem vollkommen neuen Bild erscheinen lassen (23.2.2011)
Weitere Informationen zum Programm, zu den Rednern und Bildmaterial entnehmen Sie bitte der angefügten Anlage.

Anlässlich des Auftaktvortrags in der Basilika St. Kastor am 17. März 2010 bietet die Koblenz Touristik eine Stauferführung durch Koblenz an: „Koblenz zur Zeit der Staufer“. Die Aufenthalte einiger Stauferkaiser sowie die Wahl Konrads III. auf der Koblenzer Fürstenversammlung im Jahre 1138 sind neben den bedeutenden baulichen Zeugen dieser Zeit Themen der Spezialführung des Germanisten und Kunsthistorikers Manfred Böckling. Die Teilnahme an dieser Führung ist kostenfrei; sie beginnt um 17 Uhr am Treffpunkt, Touristinformation Rathaus, Jesuitenplatz Koblenz und endet rechtzeitig zu der um 19.00 Uhr beginnenden Auftaktveranstaltung in St. Kastor.

Die Veranstaltungsreihe ist ein Gemeinschaftsprojekt der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, des Landeshauptarchivs Koblenz, der Pfarrgemeinde St. Kastor, des Projektbüros „Kirche auf der BUGA 2011“ und der Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH. Sie wird gefördert durch den Verein „Freunde der Bundesgartenschau Koblenz 2011 e.V.“.

Pressekontakte:

Christiane Gandner
Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH
Kastorpfaffenstraße 21
56068 Koblenz
Tel: 0261/70 201 258
e-Mail: christiane.gandner@buga2011.de
www.buga2011.de

Emine Güngör
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
Festung Ehrenbreitstein
56077 Koblenz
Tel: 0261/6675 4149
e-Mail: emine.guengoer@gdke.rlp.de
www.gdke.rlp.de

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Übersicht der Vortragsreihe

  • 17.03.2010 Prof. Dr. Stefan Weinfurter “Der ‘Staatsstreich’ von Koblenz 1138. Die Staufer auf dem Weg zur Königswürde“
  • 05.05.2010 Dr. Peter Brommer Das Bistum Trier im Nationalsozialismus aus der Sicht von Partei und Staat – Beispiel Großraum Koblenz
  • 30.06.2010 Dr. Mario Kramp „Je suis heureux!“ Napoleon in Koblenz
  • 27.10.2010 Prof. Dr. Max Kerner Mittelalterliches Liebesleid.Politik und Privates im 9. Jahrhundert – zum Ehedrama König Lothars II.
  • 08.12.2010 Prof. Dr. Michael Kißener Auf dem Weg zu einem neuen deutschen Staat. Die Rolle der Stadt Koblenz im ersten Nachkriegsjahrzehnt (1945-1955)
  • 26.01.2011 Dr. phil. Jürgen Herres Zwischen Rom und Berlin. Der Koblenzer Katholizismus im 19. Jahrhundert
  • 23.02.2011 Dr. Dr. Axel von Berg St. Kastor – Ursprung von Koblenz?
  • 23.03.2011 Prof. Dr. Stefan Weinfurter Kaiser Ludwig der Bayer und sein Koblenzer Programm

Jeweils um 19 Uhr in der Basilika St. Kastor

Geschichte der Basilika St. Kastor
 
Das geschichtsträchtige Gotteshaus ist ein hervorragendes Beispiel romanischer Baukunst am Mittelrhein. Es bildete im frühen und hohen Mittelalter das kulturelle und religiöse Zentrum von Koblenz, obwohl die Kirche bis Ende des 13. Jahrhunderts noch vor den Toren der Stadt lag. Ihre heutige Gestalt verdankt sie den Baumaßnahmen des 12. Jahrhunderts.
Der Gründungsbau ist in geringen Teilen im heutigen Bau enthalten. Er wurde über einem römischen Umgangstempel erbaut und 836 durch Erzbischof Hetti im Beisein von König Ludwig des Frommen, der ein großer Förderer des Kirchenbaus war geweiht, nach dem ein Tag zuvor die Gebeine des Heiligen Kastor von Karden an der Mosel in die Kirche gekommen waren.
Der Heilige Kastor der Schutzpatron, kam in der Zeit des Trierer Bischofs Maximin (329-346) aus seiner Heimat Aquitanien, dem heutigen Südfrankreich, nach Trier und wurde vom Bischof als Seelsorger und Glaubensbote nach Karden an der Mosel gesandt, wo er schon bald nach seinem Tod als Heiliger verehrt wurde.
Mit dem Heiligen Kastor wird auch besonders verehrt und um Fürsprache die Seelige Rizza angerufen, eine Tochter Ludwig des Frommen, die nach einer Überlieferung auf der anderen Rheinseite lebte und in der Kastorkirche betete und die Gottesdienste mitfeierte.
Jüngere archäologische Grabungen in der Zeit der Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1979-1990 förderten Vorgängerbauten zutage, die von einer Jahrhunderte alten kirchlichen Tradition an diesem Platz, lange vor der Weihe des Gotteshauses im Jahre 836 zeugen. St. Kastor entwickelte sich zu einer reichen Stiftskirche, die in der Zeit der französischen Revolution im Jahre 1802 aufgehoben wurde und von diesem Zeitpunkt an bis heute als Pfarrkirche dient.
Am 16. Februar 1992 wurde die Urkunde überreicht, durch die der Heiliger Vater Papst Johannes Paul II. die Kirche in den Rang einer Basilika Minor erhob. Damit sollte dieser über 1 100 Jahre alte Ort der Gottesverehrung und Begegnung der Menschen mit Gott auch für die heutige Zeit zu einem “Zelt Gottes unter den Menschen” werden.
 
Die Pfarrkirche St. Kastor (tabellarisch)
– Bewahrung des Erhaltenen – Gestaltung in neuem Geist –
836  Gründung eines dem hl. Kastor geweihten Klerikerstifts, ein einfacher Saalbau mit rechteckigem Chorabschluss.
842 Am 19. November beraten Söhne Kaiser Ludwigs in der Kirche über die Reichsteilung, durch den Vertrag von Verdun vollzogen.
vor 900  Anbau des Querhauses mit halbkreisförmiger Apsis und einer Außenkrypta.
vor 1100 Anfügung der beiden Seitenschiffe.
1138  Konrad III. wird zum König gewählt. Nach dem Erlöschen des salischen Königsstammes ist er der erste Staufer.
1160  Neubau des Chorhauses mit den beiden Osttürmen.
1200  Neubau des Langhauses. Unter Einhaltung des Grundrisses auf heutige Höhe und Weite. Erneute Weihe 27. Juli 1208.
1230  Abschnittweiser Aufbau des Westbaus mit beiden großen Westtürmen.
1499  Einwölbung des Langhauses mit einem spätgotischen Sternengewölbe.
1673  Errichtung einer neuen Sakristei.
1803  Aufhebung des Stifts. Anschließend werden die Stiftsgebäude abgerissen.
1890  Entfernung des Außenputzes und Herstellung der heute noch vorhandenen Steinsichtigkeit.
1894  Neubau des südlichen Seitenschiffs.
1944  Bei einem Bombenangriff auf Koblenz am 6. November wird die Kirche schwer beschädigt.
1946  bis zum Jahre 1954 werden die Kriegsschäden beseitigt.
1978  bis 2003 werden Grundlegende statische Sicherungen und Restaurierungen Innen und Außen am Bauwerk durchgeführt. “

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