Wortlaut der Presseinformation der Stadt Koblenz 15.06.2011

Quelle Link: http://www.koblenz.de/cgi-bin/r30msvcshop_detail_anzeige.pl?var_hauptpfad=../r30/vc_shop/&var_fa1_select=var_fa1_select||196|&var_te1=1085

“Tiefbauamt erarbeitet Masterplan Brücken

(Koblenz: 15.06.2011) „Wir werben damit, dass Koblenz, die einzige Stadt an Rhein und Mosel ist und deshalb sind wir besonders auf Brücken angewiesen“, begann Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig die Vorstellung des Masterplans Brücken.
Das Koblenzer Tiefbauamt hat die Hauptprüfungen nach DIN 1076 aller wesentlichen Ingenieurbauwerke, das sind hauptsächlich Brücken und Stützwände, durchgeführt und ausgewertet.
Unter den Prämissen vor allem der Zustandsbewertung, aber auch der Verkehrsbedeutung, möglicher Verkehrsbeeinträchtigungen bei Baumaßnahmen der geprüften Bauwerke wurden die Ergebnisse in einem Masterplan Brücken zusammengefasst.

„Der Masterplan ist das Handbuch, wie die Verwaltung künftig mit den Brücken in Form eines Erhaltungsmanagements umgehen wird“ bringt es Baudezernent Martin Prümm auf den Punkt. Der Masterplan schafft nicht nur einen Überblick der Bauwerke und ihres Zustandes. Er dient im Wesentlichen einer mittelfristigen Finanz- und Maßnahmenplanung mit dem Ziel, in einem überschaubaren Zeitraum die Funktionalität und Verkehrssicherheit der Brücken und weiterer Ingenieurbauwerke dauerhaft zu sichern.

Ingenieurbauwerke unterliegen einem ständigen Verschleiß durch Verkehrsbelastung. Hinzu kommt, dass nicht nur die Anzahl von Schwerfahrzeugen ständig zunahm und weiterhin zunehmen wird, sondern sich auch die ,Einzelgewichte der Fahrzeuge in den letzten Jahrzehnten sehr deutlich vergrößerten. Künftig werden EU-Bestimmungen noch schwerere Fahrzeuge zulassen. Dies und Umwelteinflüsse, wie große Temperaturunterschiede und starke Winde, der Einsatz von Tausalzen im Winter, sowie ein natürlicher Alterungsprozess des Materials lassen Ingenieurbauwerke deshalb auch bei ständiger Instandhaltung selten älter als 80 Jahre werden. „Die Koblenzer Bauwerke haben eigentlich gut durchgehalten“ macht Peter Schwarz, Leiter der Bauabteilung im Tiefbauamt mit Blick auf die Balduinbrücke deutlich, die aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammt.

Der vorliegende Masterplan repräsentiert deshalb den aktuellen Erkenntnisstand und wird laufend fortgeschrieben.

Gemäß den geltenden Vorschriften sind Ingenieurbauwerke regelmäßig sehr aufwändig zu prüfen. Im Ergebnis sind die Verkehrssicherheit, die Standsicherheit und Tragfähigkeit, sowie die zu erwartende Restnutzungsdauer zu bewerten und vorgegebenen Zustandsnoten (von 1,0 bis max. 4,0) zuzuordnen.

Bauwerke bis zu einer Zustandsbewertung von 2,5 (sehr guter bis befriedigender Zustand) sind in aller Regel uneingeschränkt nutzbar; Schäden sind meist nur in geringem Umfang vorhanden und einfach zu beheben. Ab einer Zustandsnote von 2,5 sind aber bereits kurzfristig Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen, um schwerwiegende Schäden zu vermeiden. Ab einer Note 3,0 (nicht ausreichender Zustand) sind unverzüglich sehr umfangreiche Bauleistungen einzuplanen und durchzuführen, da der Bestand des jeweiligen Bauwerkes bereits gefährdet ist. Bauwerke mit einer Bewertung über 3,5 (ungenügender Zustand) können meist nur noch stark eingeschränkt genutzt werden und sind in aller Regel zu erneuern.

Die Stadt Koblenz verfügt aktuell über insgesamt 276 Ingenieurbauwerke bzw. 343 eigenständige Teilbauwerke, davon:
– 88 Straßenbrücken (153 Teilbauwerke)
– 20 Fuß- und Radwegebrücken (22 Teilbauwerke)
– 6 Trogbauwerke
– 24 Verkehrszeichenbrücken
– 130 Stützbauwerke
– 8 Lärmschutzwände

Die aktuellen Prüfergebnisse weisen aus, dass ungefähr die Hälfte der Ingenieurbauwerke als sehr gut bis zufrieden stellend (unter 2,5) eingestuft werden können. Hier sind größere Probleme in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.

54% der städtischen Straßenbrücken, 45% der Fuß- und Radwegebrücken, 71% der Verkehrszeichenbrücken, 100 % aller Trogbauwerke und 43% der Lärmschutzwände hingegen weisen zum Teil erhebliche Schäden auf und sind daher kurzfristig Instand zu setzen, zu verstärken oder umzubauen.

Davon weisen derzeit 10 Straßenbrücken bzw. Teilbauwerke, 4 Fuß- und Radwegebrücken und 20 Verkehrszeichenbrücken Zustandsbewertungen von 3,5 und höher aus.

Die jüngst sanierte, stadteinwärts führende Richtungsfahrbahn der Europabrücke bleibt weiterhin ein Problem. Zwar ist durch die Baumaßnahme die Sicherheit für den PKW-Verkehr auf dem Teilbauwerk Flussbrücke für etliche Jahre gewährleistet, jedoch ist es technisch kaum möglich und wirtschaftlich unvertretbar, diese Brücke für den schweren Verkehr zu verstärken. Um den Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße 9 wieder für alle Fahrzeuge zu ermöglichen, wird hier mittelfristig der Neubau unausweichlich. Die Vorlandbrücke in Lützel ist rund 80 Jahre alt, hat irreparable Schäden und muss dringend ersetzt werden.

Die Pfaffendorfer Brücke hat ebenso Defizite in wesentlichen Konstruktionsteilen. Für die künftig erlaubten schwereren Verkehre muss sie darüber hinaus verstärkt und umgebaut werden. Die Vorlandbrücken in der Brückenstraße und am Friedrich-Ebert-Ring sind in Teilen 150 Jahre alt und für die heutigen Verkehrsbelastungen nicht bemessen. Diese Bauwerke wurden provisorisch verstärkt, müssen aber unter Beachtung denkmalpflegerischer Belange recht bald erneuert werden.

Die Brücke in der Ravensteynstraße wurde zustandsbedingt bereits voll gesperrt. Diese Brücke muss zweifelsfrei sehr bald neu gebaut werden.
 
Weitere 79 Teilbauwerke von Straßenbrücken (Zustandsbewertungen 2,6 bis 3,4) müssen umfassend saniert werden. Dazu gehören bereits im nächsten Jahr die Balduinbrücke und die Brücke am Langemarckplatz.

Die Baukosten für Erneuerungen und Instandsetzungen in den nächsten zehn Jahren werden auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Dazu kommen für die zu erwartenden Baupreissteigerungen rund 15 Mio. Euro, für Planungen, Baurechtsverfahren und Bauüberwachung etwa 20 Mio. Euro sowie für die laufende Unterhaltung, Instandhaltung und Prüfung aller Ingenieurbauwerke rund 30 Mio. Euro.

Damit ergibt sich mittelfristig ein Gesamtfinanzbedarf von 165 Mio. Euro, zuzüglich der Kosten für die Erhaltung der Stützbauwerke.

Das Land Rheinland-Pfalz hat der Stadt Koblenz im Rahmen seiner Möglichkeiten finanzielle und fachliche Unterstützung zugesagt. So wird gemeinsam mit dem Landesbetrieb Mobilität als der oberen Straßenbaubehörde des Landes im Einzelfall geprüft, inwieweit Instandsetzungs-, Verstärkungs- oder Neubaumaßnahmen technisch und wirtschaftlich angemessen und soweit möglich auch verkehrlich annehmbar sind.

„Trotz sehr angespannter Haushaltslage bekennt sich die Stadt zu ihrer Verantwortung einer bedarfsgerechten Erhaltung ihrer verkehrlichen Infrastruktur. Brücken und andere Ingenieurbauwerke sind hierbei ein wesentlicher, wenn auch sehr kostenintensiver Bestandteil. Bereits heute hat die Stadt die Kapazitäten ihres Fachpersonals sehr deutlich erhöht und die notwendigen Finanzmittel in seine Haushaltsplanungen eingestellt, „ so OB Hofmann-Göttig abschließend.

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