(2) Tagebuchnotiz der Reise nach Petah-Tikva/Israel –  “10 Jahre Städtepartnerschaft Koblenz” – Petah Tikva von OB Hofmann-Göttig:

Montag 29. November 2010

Der Tag beginnt um 8.00 Uhr (deutsche Zeit 7.00 Uhr) mit dem Delegationsfrühstück im Hotel Basel in Tel Aviv. Dann geht es mit dem Bus nach Petah-Tikva (die Israelis schreiben es übrigens Petach-Tikva).

Wir besuchen die Ben Gurion High School, wo wir sehr freundlich empfangen werden mit Musik und Gesang und netten Ansprachen. Dann gibt es etwas ganz Besonderes: So wie bei uns Schülerzeitungen gemacht werden, so gibt es dort eine Arbeitsgemeinschaft Schulradio. Die Schüler gestalten täglich zwei Stunden Programm. Ich werde von einer 17jährigen Schülerin „professionell“ interviewt. Antenne Koblenz lässt grüßen, muss ich beim nächsten Gegenbesuch bei uns im Bischöflichen Cusanus-Gymnasium dran denken, ihnen Antenne Koblenz und TV-Mittelrhein zu zeigen. Aber selbst beim Schulbesuch ist die allgemeine Bedrohung allgegenwärtig. Das Schulgelände ist umzäunt, die Fenster sind vergittert, Einlasskontrollen und Notfallbunker. So ist das alltägliche Leben in Israel.

Anschließend zeigt man uns unsere Partnerstadt, vor allem das moderne, aufstrebende Petah-Tikva mit mittlerweile 230.000 Einwohnern. 50.000 zusätzliche Einwohner verdankt die Stadt jüngst dem „blühenden“ IT-Sektor. Der Höhepunkt der Tour: Unsere Gastgeber führen uns zum „Koblenzer Platz“. Auf diesem Rondell mitten in der Stadt erinnert nicht nur ein Schild an unsere Partnerschaft, sondern auch zwei künstlerisch gestaltete Plastikpferde in Ponygröße. Auf dem einem Pferd ist ein Foto vom Deutschen Eck auf den Pferdeseiten aufgebracht, auf dem anderen das Eingangstor unserer Partnerstadt, einem Wahrzeichen von Petah-Tikva, wie überhaupt das Pferd in der Stadt eine allgegenwärtige Bedeutung hat wie anderswo der Berliner Bär, zum Beispiel.

Zum Abschluss der Besichtigung geht es in ein kleines, als eine Art Heimatmuseum gestaltetes Haus. Auch hier, wie in jedem öffentlichen Gebäude in Israel, darf der Schutzraum nicht fehlen.

Wir quälen uns bald eine Stunde die zehn Kilometer von Petah-Tikva zurück zum Hotel nach Tel Aviv. Hier haben wir eineinhalb Stunden zur freien Verfügung u.a., um uns für den Abendempfang fertig zu machen.

Detlef Knopp und ich nutzen die Gelegenheit für eine vier Kilometer Joggingrunde bei knapp 30 Grad Celsius. Anschließend stürzen wir uns mit Joggingsachen ins Mittelmeer bei geschätzten 23 Grad Wassertemperatur. Das ist wirklich unglaublich: Gestern noch bei leichtem Schneefall in Koblenz abgefahren und jetzt in Anziehsachen einfach im Meer schwimmen. Aber viel Zeit bleibt nicht. Wir „schmeißen uns in Schale“ und dann geht es wieder in den Bus, ab nach Petah-Tikva. Die Stimmung ist gut in der Delegation, voller Erwartung auf den offiziellen Teil des Programms: Der Feierstunde anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft.

Vorher steht allerdings noch ein Museumsbesuch auf dem Programm: Unsere Gastgeber zeigen uns ein großes Heimatmuseum und ein Museum für zeitgenössische Kunst mit einer aktuellen Fotoausstellung dreier deutscher Künstler.

Nach einem kleinen Imbiss ist dann die offizielle Zeremonie angesagt. Begleitet mit Musik gibt es die Ansprache des Bürgermeisters, der Vereinsvorsitzenden Doris Leber und meine Ansprache. Ich gebe meine vorbereitete Rede zu „Protokoll“ und widme mich stattdessen in freier Rede der Frage, was junge Leute heute mit den Geschehnissen und historischen Greueltaten der Vergangenheit zu tun haben. „Nein, Schuld hat die Nachkriegsgeneration nicht auf sich geladen. Aber sie trägt Mitverantwortung für die Lehren aus der Vergangenheit. Nie wieder wollen wir erleben, dass in Deutschland Menschen  wegen ihrer Gesinnung oder Abstammung verfolgt werden.“ Das ist meine Kernbotschaft. Man dürfe also nicht die Geschichte verdrängen, sondern solle aus ihr lernen für eine Kultur des wechselseitigen Respekts und des friedlichen Miteinanders. Ich drücke meine Zufriedenheit über die Tatsache aus, dass wir in Koblenz mit einem Migrantenanteil von 25 Prozent gelernt haben, friedlich miteinander zu leben, ohne Neonazismus und Rassenhass und übersteigerten Nationalismus. „Wer Frieden will, der muss Fremdheit überwinden, Begegnung fördern.“ Vor diesem Hintergrund würdige ich die gute Partnerschaft zwischen Koblenz und Petah Tikvar, die von unten nach oben gewachsen ist und vor allem die jungen Leute im Blick hat.

Nach der offiziellen Feierstunde folgen wir der Einladung des Bürgermeisters in das Theater und verfolgen ein schönes Konzert mit jüdischen Volksliedern. Es ist ein Erlebnis, wie geschätzt 1.000 Menschen die schönen, stimmungsvollen Lieder mitsingen.

Gut gelaunt trifft unsere Delegation gegen 22.30 Uhr wieder in Tel Aviv im Hotel Basel ein. Natürlich wollen wir noch einen Schluck, den ersten des Tages, trinken, aber nicht zu lange, denn morgen geht es früh raus.

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