(1) Tagebuchnotiz der Reise nach Petah-Tikva/Israel –  “10 Jahre Städtepartnerschaft Koblenz – Petah Tikva” von OB Hofmann-Göttig:

Sonntag 28. November 2010

Puhhh, für einen Sonntagmorgen geht es um 4.55 Uhr früh raus. Aber, was hilft es? Wir sind nun einmal mit unserer 20-köpfigen Delegation für 6.00 Uhr zur Busfahrt vom Koblenzer Weindorf zum Frankfurter Flughafen verabredet. Wegen der scharfen Sicherheitskontrollen bei Israel-Flügen extra eine halbe Stunde früher als ursprünglich geplant. Ein Mitglied unserer Reisegruppe hat die Vorverlegung nicht mitbekommen. Wir mobilisieren sie zu Hause. So geht es also doch etwas verspätet ab, aber die Anfahrt zum Flughafen Frankfurt klappt störungsfrei.

Für ein Mitglied unserer Gruppe ist die Gründlichkeit der Sicherheitskontrolle beim Einchecken erklärungsbedürftig, denn es wird nicht nur das Handgepäck genau kontrolliert, sondern auch Gürtel und Schuhe. Mein „mobiles Büro“ mit Laptop, diversen Ladestationen und vor allem meine „OB-Amtskette“, die ich bei derlei feierlichen Anlässen dann zu tragen habe, erregen dort ganz besondere Aufmerksamkeit. Aber ich komme schließlich mit meinen Utensilien durch. „Hoffentlich auch auf dem Rückweg“, sage ich mir.

Auf der Busfahrt, am Flughafen und im Flieger lernen wir uns untereinander in der Reisegruppe etwas besser kennen. Denn nur die eine Hälfte der Gruppe vertritt Koblenz politisch: Für den Stadtrat sind an Bord: Friedhelm Pieper (FDP), Dr. Michael Gross (BIZ), Manfred Gniffke (FBG), Monika Sauer und Eitel Bohn (beide CDU), Manfred Bastian und Gerhard Lehmkühler (beide SPD) sowie Hildegard Arens (für die Partei Bündnis 90/Die Grünen). Sodann neben mir als OB sind das für den Stadtvorstand der für Städtepartnerschaften zuständige Kulturdezernent Detlef Knopp, dessen Amtsleiter Josef Hehl, der in der Verwaltung für alle acht Städtepartnerschaften verantwortlich ist, die wir in Koblenz unterhalten. Unsere Delegation wird betreut durch dessen Mitarbeiterin Brigitte Finkemeier, selbst gebürtige Französin und nun seit knapp 25 Jahren Koblenzerin.

Im Übrigen besteht die Delegation aus Vertretern und Vertreterinnen des Vereins „Freundschaftskreis Petah Tikva – Koblenz“ unter Vorsitz von Doris Leber. Sie und ihr Verein waren die Wegbereiter der Städtepartnerschaft. Denn längst bevor die Partnerschaft vor zehn Jahren amtlich besiegelt wurde, hatte sie bereits Kontakte geknüpft, Schüleraustausche organisiert, Jugendbegegnungen in Gang gebracht und Studienreisen über die Volkshochschule ins Leben gerufen.

Insofern ist diese Städtepartnerschaft keine Kopfgeburt von Politikern/Politikerinnen, wenngleich der frühere Kulturdezernent Hans Peter Gorschlüter von Anfang an seine „schützende Hand“ über das sensible Pflänzchen gehalten hat. Sensibel insofern, als es „gegen das Vergessen“ geht, weil es auch in unserer Heimatstadt Koblenz unter Hitler Judenverfolgungen gegeben hatte. Diese Initiative gegen das Vergessen, für die Aussöhnung, für die Völkerverständigung, insbesondere im Interesse der jungen Generation, war so gesehen wohl begründet.

Dies alles halte ich mir während des gut vierstündigen Fluges (plus einer Stunde Zeitverschiebung) noch einmal vor Augen, lese die Chronik der Partnerschaft, den Geschäftsbericht des Vereins über seine rege Tätigkeit im Jahre 2009 und stimme mich so auf die Begegnungen ein, die heute Nachmittag und in den folgenden drei Tagen vor uns liegen. 

Am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv erwartet uns „Motke“. Er ist nun unser Betreuer, Erklärer, Stadtführer und der erste Bürger aus Petah Tikva – wie er stolz sagt -, der „den neuen Oberbürgermeister der Stadt Koblenz begrüßen darf“. Er heißt eigentlich Motke Shomrat (geb. Stamler), hat israelische Geschichte studiert und ist zertifizierter Reiseleiter.

Auf der Fahrt vom Flughafen zu unserem „Hotel Basel“ in Tel Aviv bekommen wir eine Kurzeinführung in das damalige und heutige Judentum. Für Motke ist wichtig: Jude zu sein muss nicht Religionsbekenntnis sein, es sei Bekenntnis zur Nationalität, Bekenntnis zur Abstammung aus Judäa. Motke selbst bezeichnet sich als „Zionist“, wissend ob der negativen Besetzung des Begriffs, aber um eine positive Umdeutung bemüht.

Im Hotel angekommen, bringe ich zuerst mein „mobiles Büro“ in Gang, was nach einigen Tücken via Wireless Lan auch tatsächlich gelingt, womit die preisgünstige und umfassende Kommunikation nach Koblenz für die nächsten vier Tage gesichert ist.

Am Abend geht es mit dem Bus in die Innenstadt von Tel Aviv zum offiziellen Willkommen-Abendessen mit dem Bürgermeister von Petah Tikva, meinem Kollegen Itzhak Ochayon, den ich damit erstmals treffe. Er ist schon seit zwölf Jahren im Amt und damit Koblenz erfahren.

Er hat eine Haushaltsklausur seines Stadtvorstandes vorzeitig beendet, um den Abend mit uns zu verbringen. Und ich weiß, was das bedeutet. Wir lernen uns kennen und wohl auch schätzen. Ich lade ihn ein, zur BuGa 2011 unser Gast in Koblenz zu sein. Er wird kommen, sagt er.
Die Städtepartnerschaft lebt und wir kommen zufrieden gegen 23.00 Uhr zurück ins Hotel, um den Abend und die Eindrücke ausklingen zu lassen.

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