00:15 Natürlich muss ich noch das ARD-Nachtmagazin sehen, will sehen, was aus meinem Interview zur Mittelrheinbrücke gemacht wurde. Ich habe Grund mich zu ärgern. Obwohl ich den Journalisten erklärt habe, dass wir das Brückenkonzept gemeinsam mit der UNESCO verfolgen und nicht gegen sie, wird in dem Beitrag vor der angeblichen drohenden „roten Liste“ („Welterbe in Gefahr“) gewarnt, obwohl das überhaupt nicht zur Debatte steht. Wenn ich es nicht erklärt hätte, dann würde ich ja noch
Unkenntnis vermuten, so aber drängt sich der Verdacht auf, durch „Panikmache“ mehr Wirkung erzielen zu wollen, schade.

04:10 Die Nacht ist wirklich kurz. Ich muss mich fertig machen zur Abfahrt zum Flughafen,  Zweierfrühstück.

05:00 Fahrt zum Flughafen Frankfurt zum Flug nach Sevilla über Madrid, unterwegs gründliche Lektüre der morgendlichen Rhein-Zeitung.

06:15 Flughafen Frankfurt, gemeinsames Einchecken mit dem Vorsitzenden des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal, Landrat Bertram Fleck (CDU). Wir nutzen die gemeinsame Reisezeit für intensive Gespräche. Dabei verpassen wir in Madrid um ein Haar den Anschlussflieger nachSevilla, weil wir gemütlich einen Kaffee bzw. eine Cola light trinken, nicht ahnend, dass wir einen weiten Weg mit einer Bahn zu unserem Flieger zu nutzen haben. Ist aber noch mal gut gegangen.

14:00 Mit etwa einer Stunde Verspätung treffen wir in Sevilla ein. Der Leiter des rheinland-pfälzischen UNESCO-Sekretariats Dr. Christian Schüler-Beigang holt uns ab. Er ist seit gestern vor Ort. So kann er uns im Taxi eine kurze Information zur Lage geben. Wir fahren zum Hotel, checken ein, ziehen uns schnell um und fahren weiter zum Konferenzzentrum.

14:45 Mittagsrast. Wir treffen unseren hoch sachverständigen Berater Prof. Dr. Bernd von Droste zu Hülshoff. Auch von ihm erhalten wir einen einschätzenden Lagebericht. Das UNESCO-Welterbe-Komitee hat die Beratungen seiner laufenden Tagesordnung zu diesem Zeitpunkt unterbrochen.

15:30 Fortsetzung der Beratungen im UNESCO-Komitee. Wir lernen die meisten Mitglieder der 17-köpfigen deutschen Delegation kennen.
Die Atmosphäre der Sitzung ist schon ungewöhnlich. Entscheidend für die Beschlussfassung ist nur das Komitee. Dieses besteht aus 21 Mitgliedsstaaten, nämlich zur Zeit:
Australien, Bahrain, Barbados, Brasilien, Kanada, China, Kuba, Ägypten, Israel, Jordanien, Kenia, Süd-Korea, Madagaskar, Mauritius, Marokko, Nigeria, Peru, Spanien, Schweden, Tunesien und die Vereinigten Staaten von Amerika.

Im Raum anwesend sind aber etwa 300 Personen, offizielle Beobachter („Observer“), so wie wir vier Rheinland-Pfälzer.

Das Komitee ist einen halben Tag hinter dem eigenen Zeitplan hinterher. Eigentlich soll am Nachmittag über den Antrag entschieden werden, Dresden von der Welterbe-Liste zu streichen, so wird das erst Morgen anstehen. Keiner weiß, ob das Komitee die Zeit wieder aufholt, ob also wirklich Donnerstagnachmittag über unsere Mittelrhein-Brücke verhandelt wird oder ob es dann doch Freitag oder gar Samstag wird. Morgen sind wir klüger.

20:00 Das Komitee beendet die heutige Sitzung. Im Bus geht es zum Abendempfang des Bürgermeisters von Sevilla.

20:30 Nach der Begrüßungsrede der stellvertretenden Bürgermeisterin gibt es erst einmal eine Führung durch den Welterbe-Palast „Real Alcazar de Sevilla“.

22:00 Noch vor dem offiziellen Essen und Trinken löse ich mich aus der Gruppe, gehe durch die Altstadt und nehme ein Taxi. Das Außenthermometer zeigt noch 31 Grad Celsius. Ich bin verschwitzt, will aus dem Anzug raus und muss mich an die Arbeit machen. Die zahlreichen dienstlichen Emails müssen erledigt und das Tagebuch noch verfasst und per Mail nach Deutschland geschickt werden.

00:10 Die Arbeit ist getan, ich schaue, ob ich im Hotel noch etwas zu essen und zu trinken bekomme, sonst geht es eben nüchtern ins Bett.

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