Grußwort von OB Hofmann-Göttig im Katalog Stadtfotografin 2018, Koblenz

„Geschichte zerfällt in Bilder, nicht in Geschichten“ sagte einmal der Philosoph und Literaturkritiker Walter Benjamin. Wenn Geschichte in Bilder zerfällt, dann erzählen uns Bilder von Geschichte, von der Historie, wie von der kleinen Geschichte, dem Leben vieler Einzelner. Mit Fotos folgen wir ihren Lebensspuren, mit Fotos erschließen wir uns unbekannte Welten und Zeiten, mit Fotos entdecken wir aber auch das Unbekannte im Bekannten. Fotos vermitteln Wissen und wecken Emotionen. Fotos rühren uns an. Sie nehmen uns mit auf eine Reise, auf der wir unsere Umgebung auf neue Weise sehen. In diesem Falle heißt dies: Wir sehen unsere Heimatstadt Koblenz aus neuen Blickwinkeln.


Zu einer solchen Reise lädt uns die amtierende Stadtfotografin Isabell Hoffmann ein, die den Spuren des Nationalsozialismus hier in Koblenz fotografisch gefolgt ist. Sie dokumentiert mit ihren ausdrucksstarken Bildern eine dunkle Zeit hier in unserer Stadt und hilft mit ihrem Werk dabei, dieses berüchtigte Kapitel unserer Geschichte unvergessen zu lassen. Insofern sind Isabell Hoffmanns Bilder auch eine Mahnung an uns heutige Koblenzerinnen und Koblenzer, die Erinnerungen an die Zeit der Nazidiktatur niemals verblassen zu lassen.
Eine “Stadtfotografin” wie Isabell Hoffmann mit ihrer sensiblen Wahrnehmung kann ein authentisches und öffentlichkeitswirksames Bild einer Stadt festhalten. Der kreative fotografische Blick von außen schärft den Einwohnern den Blick für die Stärken und Schwächen ihrer Stadt, die sie im täglichen Alltag nicht mehr so wahrnehmen und eröffnet ihnen die Möglichkeit, das Bild von ihrer Heimatstadt zu überprüfen und gegebenenfalls zu revidieren. Diesen Blick von außen bieten uns die Fotos von Isabell Hoffmann.
Unser Wort „Foto“ geht auf den griechischen Begriff „phos“ zurück, der Licht bedeutet. Das hängt natürlich mit der Technik der Fotografie zusammen, aber stimmt es nicht auch im übertragenen Sinne? Bringen uns Fotos nicht auch das Licht der Erkenntnis und der Schönheit?
Ich glaube, die Betrachter der Fotos unserer diesjährigen „Stadtfotografin“ Isabell Hoffmann werden die Frage zweifelsfrei mit Ja beantworten. Mir bleibt deshalb nur noch, allen Betrachtern ihrer Bilder einen großen Erkenntnisgewinn mit den Exponaten zu wünschen.

Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig
Oberbürgermeister der Stadt Koblenz

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