3 Okt.
Koblenzer Gedenkgottesdienst erinnert an 25 Jahre Deutsche Einheit
Posted in Interviews/Gespräche JoHo, Medien/Presse zu JoHo by joho Keine KommentareWortlaut und Foto der Pressemeldung der Stadt Koblenz, 03.10.2015
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” Erinnerten beim Gedenkgottesdienst an 25 Jahre Deutsche Einheit: v.l. Oberbürgermeister Prof Dr. Joachim Hofmann-Göttig, Bundesminister a.D. und EKD-Präses a.D. Dr. Jürgen Schmude, Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz Roger Lewentz
Gedenkgottesdienst erinnert an 25 Jahre Deutsche Einheit
Mit einem Gedenkgottesdienst in der Koblenzer Basilika St. Kastor hat die Stadt Koblenz an 25 Jahre Deutsche Einheit erinnert und dem Jubiläums-Feiertag einen festlichen Rahmen gegeben.
Zelebriert wurde der ökumenische Gottesdienst von Superintendent Rolf Stahl und dem stellvertretenden Dechanten Stephan Wolff.
Die Festrede hielt der frühere Bundesminister und EKD-Präses Dr. Jürgen Schmude. Er stellte seine eindrucksvolle und tiefgehende Rede unter den 126. Psalm und zitierte zum Tag der Deutschen Einheit: „Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.“ Schmude zeigte in seinen Worten auf, dass nach dem großen Jubel und der schier grenzenlosen Freude über die Durchlässigkeit der Mauer, diese Freude später auch an Grenzen stieß. Gewohntes sei zum Teil aufgegeben und nicht immer angemessen ersetzt worden. „Das Wunder der Wiedervereinigung kam unverhofft und plötzlich“, so Jürgen Schmude und weiter, „aber das Einigungswerk musste unter großem Zeitdruck erstellt werden und konnte nicht frei von Fehlern sein.“ Schmude blickte zurück auf die bundesdeutsche Politik der Annäherung gegenüber der DDR und sah es als zeitlose Einsicht, dass ungerechte Machthaber nur in kleinen Schritten zu Eingeständnissen bewogen werden können. Beim Rückblick auf 25 Jahre Deutsche Einheit gehe es nicht um alte Geschichten, sondern um Einsichten. Schmude erinnerte auch an die tragenden Rollen von Medien und Kirchen auf dem Weg zur friedlichen Revolution. Gerade die Kirche in der DDR habe früh den Gedanken des Wandels unterstützt und so den Weg zur Wiedervereinigung entscheidend mitbereitet. Heute dürfe man sich über die Einheit freuen, der Verdruss einiger Enttäuschter werde immer weniger, aber es bedürfe weiterhin der Solidarität der Bundesländer untereinander, um im Westen und Osten Zufriedenheit zu erhalten. Abschließend kam Jürgen Schmude auf die aktuelle Flüchtlingspolitik in Bezug auf das Erleben der deutschen Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsgeneration, die anschließend ein Land wieder aufbaute und zum Wohlstand führte, zu sprechen und endete mit den Worten: „An das, was wir heute für die Menschen auf der Flucht tun, werden wir uns einst ebenso mit Freude und Dankbarkeit erinnern, wie wir uns heute mit Freude und Dankbarkeit an die Deutsche Einheit erinnern.“
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz betonte in seinem Grußwort: „Die Wiedervereinigung diente dem Frieden in der Welt und sollte die Einigung Europas voranbringen. Das hat sie geschafft. Und damit steht sie bis heute als Beispiel für eine Vergangenheit, die wir zum Guten gewendet haben, eine Gegenwart in der wir weiterhin Einheit sein wollen und eine Zukunft, in der wir es nie vergessen wollen, aus der Vergangenheit zu lernen.“ Der Minister unterstrich, dass gerade in diesen Tagen der Wert von Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit besonders deutlich werde. „Dass unser Lebensstandard in Frieden und Einheit weltweit leider immer noch der Ausnahmezustand ist, zeigt uns die nicht abreißen wollende Flüchtlingsbewegung. Wir haben das Glück in einem Land zu leben, in dem wir uns sicher fühlen können; einem Land von dem wir wissen, dass es uns Schutz bietet“, sagte Minister Lewentz.
Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, sprach in einem Schlussgrußwort zunächst sehr persönlich über sein Erleben Deutscher Einheit. Geboren in Leipzig seien seine Eltern 1951 mit ihm, gerade zehn Wochen alt, nur mit Handgepäck aus der DDR geflohen. Die Stadt Leipzig und sein Geburtshaus habe er daher erst sehr spät besuchen können und dennoch sei die Stadt ihm immer wichtig geblieben. Mit großem Stolz habe er beispielsweise die dortigen Montagsdemonstrationen verfolgt. „Leipzig ist meine Geburtsstadt, Koblenz hat mir eine neue Heimat geschenkt“, so der Oberbürgermeister und kam damit auf die Integrationserfolge der Stadt Koblenz zu sprechen, denn in all den Jahren seit der Wiedervereinigung Deutschlands sei es in den Städten und Gemeinden nicht nur um ein Miteinander der Menschen aus dem Westen und Osten der Bundesrepublik gegangen, sondern es habe immer auch die Integration von Zuwanderern eine erhebliche Rolle gespielt, heute vor dem Hintergrund der großen Flüchtlingsströme mehr denn je. Koblenz werde damit auch für viele andere Menschen zu einer neuen Heimat. Aktuell hätten über 27 Prozent der Koblenzer einen Migrationshintergrund. Zudem seien nur 25 % der Koblenzer Bevölkerung in Koblenz geboren und lebten dauerhaft in der Stadt. Somit seien 75 % der Koblenzer Zugereiste, von wo auch immer. Dies, so der OB, verdeutliche die hohe Integrationsfähigkeit der Stadt. „Wir können mit Stolz feststellen, dass Koblenz jeden Tag Weltoffenheit, Vielfältigkeit und Toleranz lebt“, so der Oberbürgermeister, „nicht umsonst sagen und werben wir: Koblenz verbindet – egal welche Hautfarben, egal welche Herkünfte, egal welche Kulturen.“
Der musikalisch mit Orgelspiel und Posaunenchor gelungen umrahmte Gedenkgottesdienst endete mit dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne und entließ die Besucher im Anschluss in einen sonnigen Tag der Deutschen Einheit. “
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